Von der Linie zur Raumfläche
Die neuen Werke von Eugen Roth
"Die Handschrift des Ludwigshafener Künstlers Eugen Roth ist unverkennbar. Es liegt an den Elementen der technischen Welt, die er aufgreift – Linien, Kurven, Wellen – und in seinen Bildern verwendet. Ihre Eindeutigkeit faszinierte ihn schon in jungen Jahren, und er griff zur Metallsäge und zum Lötkolben, um in Reliefbildern und Skulpturen ihre Geometrie konkreter darzustellen, als das auf Papier und Leinwand möglich war. Manches davon diente zur Ausgestaltung des öffentlichen Raumes und machte ihn auch in der Öffentlichkeit bekannt.
Seine neuesten Bilder mögen anders aussehen als seine früheren Arbeiten, und trotzdem bedeuten sie eine konsequente Fortsetzung seines Weges. Wieder ist es der Formenschatz der Technik und der Wissenschaft, der sich in ihnen spiegelt, diesmal durch ein neues bestimmendes Element ergänzt: die gekrümmte Raumfläche.
Die hier gezeigten Werke sind Beispiele einer Serie von mehreren hundert Bildern, alle aus den letzten Jahren – Zeugnis einer unglaublichen Schaffenskraft. Der dahinter stehende Entschluss, der diese Möglichkeit eröffnete, war der Wechsel zu einem neuen Instrument, dem Computergrafiksystem. Auch darin drückt sich die Affinität von Eugen Roth zur Technik aus: neue Werkzeuge, neue Methoden und neue Materialien bedeuteten ihm stets eine Herausforderung zur künstlerischen Auseinandersetzung.
Die Computergrafiksysteme, und damit die exakte Beschreibbarkeit des Bildaufbaues und die hohe Genauigkeit der Darstellungen, erschienen ihm schon seit ihren Aufkommen reizvoll, doch erst die jüngsten Fortschritte im Bereich des computergesteuerten Farbdrucks erfüllen die von ihm gestellten hohen Ansprüche. Das Mittel der Wahl sind die so genannten Ink-Spray-Plotter - dabei wird der Farbstrahl, durch elektrische Felder fokussiert, auf das Papier gesprüht. Als erster Künstler erhielt er Gelegenheit neue, ursprünglich für den Textildruck entwickelte Tinten anzuwenden, deren Farben im Hinblick auf Sättigung und Lichtechtheit keine Wünsche mehr offen lassen. Noch niemand vor ihm hat in frei gestalteten Bildern den Metallglanz so wirklichkeitsnah darzustellen vermocht: die Spiegelung der silbernen Flächen, die Glanzlichter, das Spiel von Licht und Schatten...
Was damit entstanden ist, sind faszinierende Visionen einer lichterfüllten Welt, in der die Technik nicht nur notwendiges Übel, sondern auch Medium lebensbejahender Gestaltung ist."
Prof. Dr. Herbert W. Franke, Physiker, Kybernetiker, Buchautor