Eugen Roth
Maler und Bildhauer

Und der Goldene Plotter 2008 geht an ....

... Eugen Roth: Kosmos-Kunst für Vorwärtsdenker

    

Mit ihm gewinnt ein längjähriger Freund der Technik den begehrten Preis. Im Innovationspark Wiesenbusch startete jetzt - wie passend - die Ausstellung "Computerkunst 2008" aus dem Wettbewerb um den "Goldenen Plotter" der Stadt.


Futuristisch ist eine oft genutzte, kunsthistorisch meist fragliche Beschreibung, wenn Formen, Farben, Themen - und sei es nur scheinbar - ungewöhnlich nach vorne streben. Im Innovationszentrum Wiesenbusch öffnete eine Ausstellung, die jedoch diese Charakterisierung, zwar im Wortstamm nur, verdient: "Computerkunst 2008" heißt sie, "Weltbild - Kosmos - Bildwelten", im Vorgriff auf 2009, das "Jahr der Astronomie".


Die Werke, die dort ausgestellt werden, standen in Wettbewerb zueinander, es ging um einen Preis, den sogenannten "Goldenen Plotter" (ja, er heißt tatsächlich so), den die Stadt Gladbeck auslobte, plus 2500 Euro von Sparkasse und "Gesellschaft für Elektronische Kunst". Und zu sehen, erleben, muss man ja sagen, sind Grafiken, Animationen, Installationen, Videos, Interaktives, Digitales. Bürgermeister Ulrich Roland erkannte, dass "die Realität von Technik geprägt ist, High-Tech aber oft auch überfordert und man sich deswegen damit auseinandersetzen muss." Neue Perspektiven schaffe da die Kunst, die vielseitige Computerkunst allemal, die einst als "ästhetisches Experiment" startete, wie Juror Prof. Jürgen Claus in seiner Laudatio referierte.


Im Innovationszentrum funkeln förmlich drei Arbeiten, Tintenstrahldrucke, zentral an der Wand, die des Siegers aus Ludwigshafen, Eugen Roth (nicht verwandt mit dem Schriftsteller!). Roth ist Jahrgang 1925. Das ist insofern erstaunlich, als dass man die PC-Kunst vielleicht eher einem Mit-/End-Zwanziger zutraut. Als er ans Pult tritt, um sich zu bedanken, wird aber deutlich: Dieser Mann steht voll im Hier und Jetzt, ist im Begriff weiter zu gehen. "Wir brauchen Vorwärtsdenker", fordert er, "die erkennen, in welch' fantastischer, faszinierender Zeit wir leben, mit diesen unglaublichen Möglichkeiten." Dass er nun am Computer arbeitet, ist für ihn deshalb "ein logischer Schritt." Er sagt: "Ich habe mit dem Pinsel angefangen, dann Lötkolben und Schweißgerät benutzt und jetzt Computer."

  

In seiner Kindheit war er oft in der Werkstatt seines Vaters, dem Ingenieur, neugierig auf alles Technische, das seine Kunst beeinflusste, dann prägte. Seit den 1960ern bastelt er erst mit einem Oszillator, dann mit ersten PCs, eines dieser Geräte steht heute im Museum. Mittlerweile arbeitet Roth nur noch mit einem eigens für ihn erstellten Computerprogramm. "Über fünf Millionen Farben kann ich damit verwenden", lobt er die Technik. Da das in 1970ern in Deutschland nicht alle taten, er eine regelrechte "Technikfeindlichkeit" empfand, ging er mit seiner Frau Hilde ein halbes Jahr auf Weltreise und stellte rund 30 Jahre lang nicht mehr aus. Um das neue Jahrtausend herum versöhnten sich Heimat und Kunst-Exilant.

"Wir müssen uns unsere Zeit und die Zukunft bewusst machen, um richtige Entscheidungen zu treffen", mahnt der Künstler. Und so sind seine drei prämierten Werke - "XY-Strahlung III", "Blaues Phänomen", "Landung auf Titanus" -, die für die Jury "ein sicheres Farb- und Raumgefühl für kosmische Vorstellungen offenbaren, durchaus futurologisch, ohne der Gegenwart zu enteilen; visionär und aktuell. Seine Kunst, Kunst überhaupt, wird für Roth so notwendiger Ausdruck von Zeitgeist.


Es ärgert ihn, wenn er im Fernsehen sieht, wie beispielsweise bei führenden Politikern über der Couch ein röhrender Hirsch vor einem Gebirgspanorama hängt: "Wie können diese Leute in so einer technisierten Zeit an der Spitze eines Landes stehen?"


WAZ Gladbeck, 29.09.2008, Jens Conrad