"Pfalz-Preis für Malerei" für Eugen Roth
Ein Künstler, den echte Schöpfer- und Schaffenskraft auszeichnet
"Dem Ludwigshafener Künstler Eugen Roth ist am Freitag der 'Pfalz-Preis für Malerei 1960' zuerkannt worden. Um den zum vierten Mal ausgeschriebenen Preis, der mit 2000 DM dotiert ist, haben sich 23 Maler beworben. Ihre Arbeiten werden seit Freitag in einer Ausstellung in Kaiserslautern gezeigt.' Diese kurze Nachricht verbreitete gestern Abend dpa. Wir sind sicher, dass sie nicht nur in Mannheim und Ludwigshafen, sondern auch in der weiteren Umgebung Zustimmung findet und Befriedigung auslöst. Mit Eugen Roth wurde nicht nur ein Könner, sondern auch ein außergewöhnlich vielseitiger, zugleich praktisch begabter Künstler mit dem Preis ausgezeichnet.
Der erst 35 Jahre alte Ludwigshafener Sohn eines Elektromeisters, im Stadtteil Friesenheim geboren, ist nicht wie ein Komet am Himmel der Kunst emporgestiegen. Im Gegenteil, er hat hart kämpfen müssen. Als der schwerkriegsversehrte junge Mann – Roth ist beinamputiert – aus dem Weltkrieg Nr. 2 heimkehrte und in einer zu einem Wohnzimmerchen umgebauten Garage anfing, wollten es selbst seine nächsten Freunde nicht so recht glauben, dass er es schaffen würde. Aber Eugen Roth zeichnet nicht nur Schöpfer-, sondern vor allem unermüdliche Schaffenskraft und Energie aus. Er gehörte schon frühzeitig zu den Abstrakten und empfand es als bitter, dass diese moderne Malerei keine Verbindung zum Publikum hatte, dass seine Kompositionen meist nicht verstanden und abgelehnt wurden.
Eugen Roth wollte seine Kunst dennoch unters breite Publikum tragen. Weil seine junge Frau damals modeschöpferisch tätig war, "pinselte" er seine Kompositionen auf Schals, Hemden und Stoffe. Der Erfolg war überraschend, um nicht zu sagen grandios. Wer sich scheute, ein abstraktes Bild ins Zimmer zu hängen, scheute sich keineswegs, die gleichen Abstraktionen auf dem eigenen Leib zu tragen.
Später ging der Künstler vor allem zu kühnen Metallplastiken über. Die weithin sichtbare Ornamentik an der Außenfront der Werfthalle 3 am Rheinkai in Ludwigshafen stammt von ihm. Er schuf in seiner Vaterstadt den Fassadenschmuck für ein Jungarbeiter-Wohnheim, ferner Metallplastiken in den Eingangshallen von Ämtern und Banken, schließlich die in Stahl-Emaille gestaltete Fläche des BASF-Pavillons vor dem Werkstor I und viele weitere Kunstwerke dieser Art an öffentlichen und privaten Gebäuden in Ludwigshafen. Auch in Mannheim hatte Eugen Roth Erfolge, beispielsweise befindet sich in der neugestalteten Tanzschule Lamadé ein kühner Wandschmuck von ihm. Vor drei Jahren gewann er den vom Südwestfunk Baden-Baden ausgeschriebenen Wettbewerb zur künstlerischen Ausgestaltung der Eingangshalle des neuen Studios in Kaiserslautern. Es handelt sich um die Ausgestaltung einer nahezu drei Meter hohen und elf Meter langen Stirnwand.
Obwohl Roth gar kein "schnurriger Typ" ist, gibt es auch eine echte Schnurre um ihn. Vor sieben Jahren kaufte das Kultusministerium von Rheinland-Pfalz – nach den Ratschlägen einer fachkundigen Kommission – etliche Werke abstrakter Malerei von jungen Künstlern. Als man in Mainz die erworbenen Stücke eintragen und stempeln wollte ("Staatsbesitz!") stellten die kunstverwaltenden Beamten zu ihrer Überraschung fest, dass der Ludwigshafener Maler Eugen Roth nichts weiter als ein handbemaltes "Buschhemd" in den Bilderrahmen eingespannt hatte. Worüber die bürokratische Aufregung natürlich groß war…
Das ist Jahre her und mag heute vergessen sein. Es ist auch unwesentlich. Wesentlich ist Roths Erfolg. Er besitzt ein schönes Haus in Ludwigshafen-Gartenstadt. Noch wesentlicher allerdings ist, dass er kein Star geworden, sondern der schlichte, aufrichtige und kameradschaftliche Ludwigshafener Junge geblieben ist!
H. Schneekloth im "Mannheimer Morgen" vom 7. Januar 1961